Hat sich „Raiffeisen“ überholt – und wozu dient er heute?
Die Zeiten scheinen sich zu wandeln und dabei kommt die alte „Raiffeisen-Idee“ ganz schön ins „Schwitzen“. Es gab schon immer Skeptiker, die meinten, F.W. Raiffeisen sei politische nicht ganz „koscher“ gewesen und habe damals eine wichtige Rolle gespielt, um die aufkeimende „Arbeiterbewegung“ zu „entschleunigen“.
Ob bewusst oder eben nicht bewusst, das spielt hier eigentlich keine Rolle (mehr), hat er ein interessantes „Menschen-Bild“ entwickelt. Das könnte etwa so gelautet haben:Halte die Menschen für klein und hilflos, dann dient das nicht nur dem Klerus, sondern zugleich auch der Politik. Nun, Herr Raiffeisen war sehr „gläubig“, es lohnt sich wirklich dazu seine „Weltanschauung“ zu kennen.
Sein bestens bekannter Spruch kam damals gut an und wird auch heute noch (unbefragt) beklatscht. Sogar die Deutsche Genossenschafts-Bewegung (sofern man von „Bewegung“ reden kann, angesichts des minimalen Zuwachs in Bezug auf andere EU-Länder) freut sich immer noch, Herrn Raiffeisen zu zitieren.
Der soll gesagt haben: „
- Was der Einzelne nicht schafft, schafft die Gemeinschaft“
Wenn jemand, z.B. ein Politiker, diesen oder ähnliche Sätze von sich gibt, ist der „Applaus“ sicher, egal, wie „nett“ die „Realpolitik“ in Sachen „Kooperation“ auch bei (namensgleichen) Verbänden und größeren Parteien in Deutschland ausieht.
Die Konkurrenzgesellschaft ist intelligent genug, für ihren unvermeidbaren Abgesang, viel zu tun, um einen „Kooperativen Wandel“ möglichst lange hinauszuzögern. Für einen verzögerten Wandel benötigt man schon ein gutes Konzept. Ein Konzept ist dann gut, wenn nicht gleich auffällt, wofür es steht.
Es gibt inzwischen zahlreiche Stimmen, die meinen, dass die Ideen von Herrn Raiffeisen auch gut den Nationalsozialisten gedient haben. Nun, in Deutschland dominierte auch nach 1945 die Ideenkiste von Raiffeisen und intelligente Politiker haben erkannt, dass der Staat (nach 45) weiterhin auf „Raiffeisen“ setzen sollte: Genossenschaften unter indiekte „Staatskontrolle“ mittels Verbänden ohne wirkliche Souveränität.
Erste Nachdenklichkeit, ob das so unentdeckt weitergehen könnte, hatte man schon. Denn wie anders ist zu bewerten, dass man sich so anstrengte, um unter den Schutz des „Weltkultur-Erbes“ zu kommen. Eine wirklich vorausschauende Idee, denn es „bröckelt“ ganz erheblich die Überzeugung, dass Raiffeisen wirklich so genial war, wie er heute noch hingestellt wird.
Wir wollen provozieren, weil es wichtig ist, zu begreifen, dass derzeit Raiffeisen für einen Kooperativen Wandel eine Belastung geworden sein könnte.
Warum? Fragen die Nachdenklichen, unglaublich schreinen die „Platzhalter“, Finger weg von Raiffeisen, denn auch heute noch gilt: „Was der Einzelne nicht schafft, schafft die Gemeinschaft“.
Irrtum, das Menschenbild hat sich gewaltig verändert. Immer mehr wird klar, dass Menschen über Stärken verfügen, nicht über Schwächen. Die „Opfer-Rolle“ wurde von Raiffeisen perfekt zelebriert. Und es gab genug, die sie auch glaubten.
Heute mehr sich die Nachdenklichkeit:
Und was wäre, wenn man uns nur einredet hätte, dass Menschen „schwach“ und „hilflos“ sind, dass sie „Opfer“ der Verhältnisse sind?
Wie wäre es mit einer leicht veränderten Neu-Fassung des Spruchs von Herr Raiffeisen:
„Was den Einzelnen erschlafft, erschlafft auch die Gemeinschaft“. Der Mann hätte Recht, genau das benötigt man heute, um einen „wackeligen“ Konkurrenzstaat noch ein wenig länger am Leben zu erhalten.
Und Genossenschaften und ihre Ideen könnten heute weiderum, wenn sie nicht genau aufpassen, zum „Staatsretter“ werden: Als „Abwehrkette“ gegen eine „Kooperations-Gesellschaft“, die sich dadruch auszeichnet, dass immer mehr Menschen ihre „Opfer-Rolle“ ablegen und sich ihrer Souveränität bewusst werden.
Eine Kooperationsgesellschaft basiert auf der Erkenntnis, dass der Mensch kein „Opfer“ der Verhältnisse ist, sondern ein kreativer, kraftvoller, selbetbewusst und souverän handelnder Gestalter einer neuen Zeit:
- Die Zeit des Bewusstseins-Wandels, die Zeit der intelligenten Kooperationen!
Formulieren wir den Raiffeisen-Spruch „kooperationsgerecht“, dann müsste er lauten:
- „Was der Einzelne schon schafft, schafft er in Gemeinschaft noch leichter!“
Wie gut, dass sich die „Raiffeisen-Adepten“, so vorausschauend das „Weltkulturerbe“ sicherten.
Wohl gemerkt, dies ist keine Kritik an Herr Raiffeisen, denn er konnte nichts dafür, was man aus ihm gemacht hat.
Aber ob man den „Weg frei macht“ für das Neue, darf bezweifelt werden. Das sollte jedoch nicht stören, wenn Menschen das selbst in die Hand nehmen
Die Koopeartions-Gesellschaft ist die Gesesellschaftsform, in der Menschen sich endlich engagiert ihre „verlorengegangene Souveränität“ zurückholen.